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Regency Passion

Die große Saga in einem Band: »Feuer der Leidenschaft«, »Sturm der Sehnsucht« und »Fesseln des Verlangens«

©2022 1240 Seiten

Zusammenfassung

Das Schicksal einer Familie in der stürmischen Regentschaftszeit: Die Romantik-Saga »Regency Passion« von Julia London jetzt als eBook bei venusbooks.

Kann eine Familie stolzer Schotten im London des 19. Jahrhunderts glücklich werden? Als seinem Clan ein kostbares Erbstück gestohlen wird, steht für den hitzköpfigen Liam Lockhart sofort fest: Das wird er diesen Engländern nicht durchgehen lassen! Um den Dieb zu finden, präsentiert er sich auf den rauschenden Bällen des versnobten englischen Adels als vollendeter Gentleman, gibt sich sogar der Lächerlichkeit des Tanzens preis und macht den eitlen Damen schöne Augen. Er hat allerdings nicht mit Lady Ellen gerechnet, die ihn sofort zu durchschauen scheint und mit Charme und einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit in ein riskantes Spiel verwickelt. Und während Liam bald schon nicht mehr weiß, ob er die englische Lady verwünschen oder verführen soll, stürzen sich auch sein stürmischer Bruder Griffin und seine gewitzte Schwester Mared in ungeahnte Abenteuer …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Die Familiensaga »Regency Passion« von New-York-Times-Bestsellerautorin Julia London vereint ihre »Lockhart Clan«-Trilogie mit den Bänden »Feuer der Leidenschaft«, »Sturm der Sehnsucht« und »Fesseln des Verlangens«. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Kann eine Familie stolzer Schotten im London des 19. Jahrhunderts glücklich werden? Als seinem Clan ein kostbares Erbstück gestohlen wird, steht für den hitzköpfigen Liam Lockhart sofort fest: Das wird er diesen Engländern nicht durchgehen lassen! Um den Dieb zu finden, präsentiert er sich auf den rauschenden Bällen des versnobten englischen Adels als vollendeter Gentleman, gibt sich sogar der Lächerlichkeit des Tanzens preis und macht den eitlen Damen schöne Augen. Er hat allerdings nicht mit Lady Ellen gerechnet, die ihn sofort zu durchschauen scheint und mit Charme und einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit in ein riskantes Spiel verwickelt. Und während Liam bald schon nicht mehr weiß, ob er die englische Lady verwünschen oder verführen soll, stürzen sich auch sein stürmischer Bruder Griffin und seine gewitzte Schwester Mared in ungeahnte Abenteuer …

Über die Autorin:

Julia London ist eine »New York Times«- und »USA Today«-Bestsellerautorin und hat bislang mehr als 30 Romane veröffentlicht. Aufgewachsen in Texas, arbeitete die passionierte Hundebesitzerin viele Jahre lang in Washington für die amerikanische Regierung. Als sie ihre Liebe zum Schreiben entdeckte, machte sie diese jedoch zum Hauptberuf. Für den besten historischen Liebesroman erhielt sie bereits den »Romantic Times Book Club Award« und war sechs Mal unter den Finalistinnen für den begehrten »RITA Award«. Heute lebt sie wieder in Texas.

Mehr Informationen zu Julia London finden Sie unter julialondon.com.

Bei venusbooks veröffentlichte sie ihre »Highland Passion«-Trilogie, die in diesem Sammelband enthalten ist, sowie ihre »Regency-Kisses«-Trilogie mit den Bänden:
»In den Fesseln des Dukes«
»Gefangen von einem Lord«
»In den Händen des Earls«
Die Reihe ist auch im Sammelband »Fairchild – Die Regency-Schwestern« erhältlich.

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Sammelband-Originalausgabe März 2022

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2022 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Eine Übersicht über die Copyrights der einzelnen Bände finden Sie am Ende dieses eBooks.

This edition published by arrangement with the original publisher, Pocket Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © Period Images sowie © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96898-167-3

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Julia London

Regency Passion

Die große Saga in einem Band

venusbooks

Highland Passion
Feuer der Leidenschaft

Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Hartmann

Er hat geschworen, niemals einer Engländerin zu trauen – doch sie nimmt sein Herz gefangen … Die schottischen Highlands 1860. Vor vielen Jahren geschah das Unfassbare: Das kostbare Familienjuwel des stolzen Lockhart-Clans wurde von den englischen Besatzern geraubt. Nun schmiedet der stürmische Liam Lockhart einen gewagten Plan, um es zurückzugewinnen. Doch dafür muss er nach London reisen und sich mitten unter seine Feinde begeben. Dabei ahnt er nicht, was dort die größte Gefahr für ihn bedeuten wird: Die ebenso schöne wie geheimnisvolle Ellen Farnsworth. Ein Blick von ihr setzt sein Highlanderblut in Flammen – und Liam weiß: Er muss sie um jeden Preis für sich gewinnen. Aber wird er dafür alles riskieren müssen, was er liebt?

Prolog

In der Nähe von Aberfoyle,

im zentralen Hochland von Schottland, 1449

In Loch Chon und Umgebung sprach man noch viele Jahre lang davon, wie die schöne Lady of Lockhart wie eine Verrückte gelacht hatte, als ihr Gatte ihren Geliebten bangte – und das am Vorabend ihrer Verabredung mit dem Beil des Henkers.

Ein böser Wind fuhr im Herbst des Jahres 1449 über die Highlands und brachte zuerst den Tod des feisten Earl of Douglas, dessen Herz, nicht mehr in der Lage, die Belastungen durch seine Völlerei zu ertragen, schließlich stehenblieb. Derselbe böse Wind brachte seinen Sohn William in den Titel. Doch William war im Gegensatz zu seinem Vater stark und tüchtig – so tüchtig sogar, dass die Berater des jungen Königs James sich bedroht fühlten, besonders als James, an der Schwelle zum Mannsein, ihre weisen Ratschläge gewohnheitsmäßig ablehnte. Und in diesem Zwiespalt zwischen dem König und den Ratgebern sah William Douglas dann auch die Chance zum Ausbau seiner Macht. Die ergriff er, indem er den Berater Chrichton statt des Beraters Livingstone unterstützte, was bedeutete, dass alle, die auf Livingstones Seite standen, dem Untergang geweiht waren …

Unglücklicherweise gehörte zu jenen auch Anice of Lockhart, eine Frau, die von Loch Katrine bis Ballikinrain sowohl für ihren Verstand als auch für ihre Schönheit berühmt war. Dem Vetter Williams, Eoghann, dem Laird of Lockhart, mit einer Mitgift von zwanzig Sauen zur Frau gegeben, entdeckte Anice bald, dass Eoghann sich weder von ihrem Charme betören ließ noch ein liebevoller oder treuer Gatte war, sondern die rauhe Jagd und Hurerei vorzog. Dennoch gebar Anice dem unwürdigen Foghann fünf Söhne und eine Tochter. Während Foghann mit Letzterer nichts anfangen konnte, vergötterte er seine Söhne und ließ Anice und die Tochter; Margaret, häufig allein. Die schöne Anice führte ein derart erbärmliches Leben, dass es kaum überraschte, als sie sich in den hübschen Kenneth Livingstone verliebte.

Manche behaupteten, die bösen Winde jenes Herbstes hätten Kenneth Livingstone, einen Krieger und Neffen des engsten Beraters des Königs, zur Burg der Lockharts geweht. Und obwohl er zehn Jahre jünger war als Anice, reichte ein Blick in ihr schönes Gesicht aus, und Kenneth Livingstone wusste, dass er für diese Frau sterben würde.

Anice ihrerseits glaubte, diese Gelegenheit zur Liebe verdient zu haben; so viel vertraute sie ihrer Zofe Inghean an; und sie suchte voller Freude Kenneth’ Liebe, lebte tollkühn und verfolgte ihre ehebrecherische Affäre offen und für jedermann zu sehen – außer für Foghann, der sie wie gewohnt kaum beachtete.

Vielleicht hätte Anice ihr Glück noch viele Jahre auskosten können, wäre William nicht Earl of Douglas geworden. Wenngleich er es Anice nicht verübeln konnte, dass sie aus ihrer Ehe ausbrach – er kannte seinen Vetter Eoghann als elenden Kerl –, konnte er ihr doch nicht verzeihen, dass sie sich dazu einem Livingstone an den Hals warf. So war ihr Schicksal besiegelt; William schickte eine Gesandtschaft zur Burg seines Vetters, die laut das Todesurteil über die Ehebrecher verlas.

Während Eoghann nichts gegen Williams Dekret, dem zufolge Kenneth Livingstone hängen sollte, einzuwenden hatte, verwehrte er sich doch gegen das gleiche Urteil für seine Frau und beschloss, dass die Enthauptung eigentlich viel angemessener wäre für ihre Schandtat. Doch zuvor wollte er sie im alten Turm eine ganze Zeit gefangen setzen, damit sie den Bau des Blutgerüsts bezeugen konnte, auf dem sie und ihr Liebhaber in den Tod gehen sollten.

Wie Anices Zofe Inghean später ihren Enkelkindern erzählte, wurde Anice of Lockhart in jenen letzten vierzehn Tagen wahnsinnig. Sie stapfte mit wildem Blick in einer kalten Kammer ohne jegliche Annehmlichkeiten auf und ab und drückte die kleine, hässliche Skulptur eines Untiers, ein sogenanntes Beastie, an sich. Inghean erfuhr nie die Bedeutung dieser Skulptur; sie wusste lediglich, dass Anice und ihr Liebhaber irgendein spaßiges Geheimnis teilten und dass Livingstone das Ding zu ihrer Belustigung hatte anfertigen lassen. Das Schmuckstück war hässlich – in Gold gegossen, mit Augen und offenem Maul aus Rubinen, so dass es aussah, als würde es brüllen, und einem Schwanz, geflochten und mit Rubinen besetzt, der sich um die Klauenfüße legte.

Am Vorabend von Kenneth Hinrichtung durch den Strang rief Anice Inghean zu sich. Im Schoß hielt sie einen in ein Tuch eingeschlagenen Gegenstand. Langsam schlug sie das Tuch zurück und deckte einen Smaragd von der Größe eines Gänseeis auf. Es war ein Geschenk ihrer Mutter, sagte sie, der einzige Wertgegenstand, den sie Eoghann in all den Jahren ihrer Ehe hatte vorenthalten können. Anice wickelte den Smaragd wieder ein und flehte Inghean mit leiser, gehetzter Stimme an, ihr zu helfen. Sie drückte Inghean den eingewickelten Smaragd in die Hände, dann das hässliche Untier und bat sie, beides zu ihrem Bruder, dem Schmied, zu bringen und ihn zu bitten, den Smaragd in den Bauch des Beasties einzuschließen und so in Sicherheit zu bringen. Es war, so erklärte sie unter Tränen, ihr letztes, aber wichtigstes Geschenk an ihre Tochter Margaret.

Inghean konnte einer zum Tode Verurteilten den letzten Wunsch nicht abschlagen. Als es vollbracht war, kehrte sie, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich die Menschen zur Hinrichtung Kenneth Livingstones zusammenrotteten in den Turm zurück. Sie gesellte sich zu ihrer Herrin an die Brüstung ihres Turmgefängnisses und stand starr vor Entsetzen da, als Kenneth auf das Blutgerüst geführt wurde. Anice lachte meckernd wie eine Wahnsinnige, damit Eoghann ihre Angst nicht sah.

Dann hob Kenneth den Blick, sah Anice dort stehen, und Anice ergriff Ingheans Hand und grub die Fingernägel in ihr Fleisch, während sie zusahen, wie der Henker die Schlinge um Kenneths Hals legte. Und als der Henker zur Seite trat, lehnte Anice sich soweit über die Brüstung, dass Inghean fürchtete, sie würde stürzen, und schrie: »Fuirich do mi! – Warte auf mich!«

Der Henker zog den Strick, Kenneth’ Sturz erfolgte rasch wie auch das Brechen seines Genicks, und schlaff hing er da, und seine plötzlich leblosen Augen starrten leer auf die grölende Menge.

Anice ließ Ingheans Hand verzweifelt los und taumelte, so schlaff wie der Körper ihres Liebhabers, rücklings gegen die Brüstung.

Später bat sie, ihr die Skulptur und ihre Tochter Margaret zu bringen, die noch ein kleines Mädchen war. »Hör mir zu«, flüsterte sie, als Margaret in ihre Kammer gebracht worden war. »Sieh, was ich dir hier gebe«, sagte sie und nahm Inghean die Skulptur aus den Händen, »und versprich mir, es unter Einsatz deines Lebens zu hüten.«

Als Margaret nicht gleich antwortete, schüttelte Anice sie. »Hörst du mir zu, Maggie?«, fragte sie eindringlich. »Das, was ich dir hier gebe, ist wertvoller als alle Juwelen des Königs. Wenn die Zeit gekommen ist, dass du dich verliebst, und wenn dein Vater dir keine Hoffnung lässt, dann schaust du in den Bauch des Beasties, verstehst du?«

Margaret warf einen ängstlichen Blick auf das scheußliche kleine Ding und nickte.

Am nächsten Morgen kniete Anice unter den ungerührten Blicken ihres Gatten und ihrer zwei ältesten Söhne vor dem Block des Henkers.

Mit einem einzigen gewaltigen Hieb wurde Anice ihrem Liebhaber nachgeschickt.

Als die kleine Margaret heranwuchs, setzten turbulente Zeiten ein. Earl William starb von der Hand des Königs und plötzlich stürzte das Land in einen erbitterten Krieg der Clans. Douglas kämpfte gegen Douglas und Stuart; sämtliche Allianzen waren plötzlich verdächtig. Sogar die drei jüngsten Lockhart-Söhne stellten sich gegen ihren Vater und ihre zwei älteren Brüder und verbündeten sich mit den Stuarts. Inmitten dieser blutigen Clan-Kriege verliebte sich Margaret, inzwischen fünfzehn, in Raibert of Stirling der sich mit den jüngeren Lockharts verbündet hatte. Margaret ließ Inghean wissen, dass sie die Skulptur Raibert in Gewahrsam gegeben habe und mit ihren Brüdern nach Englandfliehen wolle. Sie küsste Inghean zum Abschied und schlüpfte hinaus in die Nacht.

Inghean sah das Mädchen nie wieder; und Jahre sollten vergehen, bevor sie erfuhr; dass Raibert in der Schlacht von Otterburn sein Leben verloren hatte und die beiden jüngeren Lockhart-Söhne das Beastie mit sich nach England genommen hatten. Das Beastie, nicht aber ihre Schwester Maggie, die mit gebrochenem Herzen zurückblieb und von ihrem Vater in ein Kloster gesteckt wurde, wo sie ein Jahr später von eigener Hand verstarb.

Inghean lebte noch viele Jahre danach um die Geschichte der Lady of Lockhart zu erzählen. Doch mit der Zeit wurde ihr Gedächtnis schwächer; und sie vergaß gewisse Einzelheiten. Am Ende ihres langen gesegneten Lebens war die Geschichte der Lady of Lockhart zur Geschichte des Fluchs der Lady of Lockhart geworden, denn nicht nur einer hatte die Wahnsinnige lachen gesehen, als ihr Geliebter hängen musste, und nicht wenige konnten sich vorstellen, dass sie ihre Tochter verflucht hatte.

Als Inghean schließlich aus dieser Welt schied, verschwand mit ihr auch die Wahrheit über die Lady of Lockhart. Der sogenannte Fluch löste sich von den historischen Tatsachen und dehnte sich auf alle weiblichen Nachkommen der Lockharts aus. Aus dem Beastie wurde nichts weiter als ein begehrter Besitz, der heimliche Grenzüberschreitungen der Lockharts, die es in ihren Besitz bringen wollten, zwischen England und Schottland zur Folge hatte, und diese Praxis hielt Hunderte von Jahren vor.

Als Schottland endlich mit seiner Schwester England vereinigt war, ging die Sage, dass eine von einem Lockhart gezeugte Tochter niemals heiraten würde, es sei denn, sie »blickte in den Bauch des Beasties«. Nach der Überlieferung der Familie bedeutete dies, dass eine Lockhart-Tochter dem Teufel ins Angesicht sehen musste, bevor sie heiraten konnte, und die Macht dieses Fluchs wurde noch gestützt von der Tatsache, dass keine Lockhart-Tochter jemals heiratete.

Kapitel 1

Loch Chon bei Aberfoyle,

im zentralen Hochland von Schottland, 1816

Dichter Nebel umhüllte seine Schuhe, die ghillie brogues aus Schaffell an seinen Füßen, so dass er nicht sehen konnte, wohin er trat. Doch es war oberstes Gebot, unbemerkt zu bleiben – er konnte das Franzosenlager zwischen den Bäumen hindurch direkt vor sich sehen und fragte sich, wie es ihnen gelungen war, ihn hier im fernen Schottland aufzuspüren. Offenbar suchten sie ihn immer noch, waren immer noch darauf bedacht, ihn zu töten, genauso wie vorher auf dem Kontinent.

Liam duckte sich hinter einen Baum und beobachtete sie. Sie hatten zur Nacht haltgemacht und lagerten um ein kleines Feuer. Einer von ihnen briet ein kleines Tier, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, die gleich hinter der Baumgrenze lauerte. Himmel, wie gern hätte er seine Männer gesehen! Seine schottischen Landsleute lagen jenseits des französischen Lagers und warteten auf ihn. Liam straffte sich, versuchte, weiter vorzudringen, doch der dichte Nebel ließ es nicht zu, und außerdem waren seine Beine schwer wie Blei, und ihm war, als watete er durch tiefes Wasser.

Plötzlich blitzte zu seiner Rechten etwas Buntes auf – ein französischer Soldat! Liam griff rasch nach dem Dolch an seiner Hüfte, doch er war fort, war aus dem Gürtel seines Kilts gerutscht. Der Soldat, auf dem Rückweg ins Lager, nachdem er einem natürlichen Bedürfnis gefolgt war, erschrak bei seinem Anblick und griff nach seiner Pistole. Sein Dolch, wo war sein Dolch? Zeit zum Überlegen blieb ihm nicht; Liam ließ sich in die Hocke sinken und zog mit einer geschmeidigen Bewegung seinen sgian dubh aus der Scheide in seinem Strumpf und stürzte sich auf den Franzosen, bevor dieser einen Ton von sich geben konnte.

Sie stürzten zu Boden, Liam landete obenauf, was dem Mann die Luft aus den Lungen trieb. Seine Pistole flog in hohem Bogen hinaus in den Nebel. Geräuschlos und flink, als wäre der Mann ein Tier, schnitt Liam ihm die Kehle durch, wie er es gelernt hatte, wälzte sich von ihm herab, kam auf die Füße und hockte sich, auf die Hände gestützt, vor ihn, in Erwartung des nächsten Franzosen.

Was war das? Ein leises Pfeifen – der elende Franzmann hatte irgendwie die anderen gewarnt! Gott im Himmel wo waren seine Männer? Sein Atem ging in heftigen Stößen, und Liam trat einen Schritt vor, fühlte, wie etwas sein Ohr streifte und schlug instinktiv danach. Noch ein Schritt, und eine Bewegung links von ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ruckartig fuhr er herum und schnappte beim Anblick des zweiköpfigen Trolls vor ihm unwillkürlich nach Luft, des gleichen Trolls, der – war das möglich? – ihn in seinen Träumen heimgesucht hatte, als er noch ein kleiner Junge war.

Ihm blieb keine Zeit zum Überlegen; der Troll kam, aufgrund seiner Körperfülle von einer Seite zur anderen schwankend, auf ihn zu. Etwas stieß Liam in den Rücken, nahm ihm das Gleichgewicht, doch er ignorierte es, völlig auf den Troll konzentriert, der mit ausgestreckten Händen auf ihn zukam, als wollte er ihn packen. Mit heftig klopfendem Herzen griff Liam nach seinem sgian dubh und hielt sich bereit. Im selben Moment, als er vorwärtsstürmen und den Troll angreifen wollte, spürte er einen heftigen Schmerz am Hinterteil, als hätte jemand mit seinem Stiefel …

Liam öffnete ruckartig die Augen; er sah seinen Bruder Griffin, der sich, eine Feder in der Hand, über ihn beugte, und erinnerte sich benommen, dass der Krieg mit Frankreich zu Ende war.

»Du hast mal wieder geträumt«, bemerkte Griffin nüchtern und fügte mit einem schiefen Lächeln hinzu: »Hoffentlich war es ein hübsches Ding.«

»Uuuh«, stöhnte Liam, wälzte sich herum und vergrub das Gesicht in den Kissen. »Warum musst du mich belästigen, Grif? Kannst du einen Mann nicht einmal schlafen lassen?«

»Die Sonne steht schon hoch, Liam. Deine Mutter fragt nach dir, und Payton Douglas ist gekommen. Hast du ihm nicht Unterricht im Schwertkampf versprochen?«

Verdammt, das hatte er. »Aye«, sagte er und gähnte, »habe ich.« Widerwillig nahm er das Kissen vom Gesicht und blinzelte in das Sonnenlicht, das ins Zimmer fiel. Wieder einmal war er schweißgebadet, die Folge einer neuerlichen nächtlichen Schlacht gegen die Franzosen. Er würde froh sein, wenn sein Regiment in Stellung ging und er seine Träume hinter sich lassen konnte.

»Heute erwarten wir Vater aus Aberfoyle zurück«, sagte Griffin und ging hinüber zu der Kommode an der Wand, um Liams Habseligkeiten, die darauf lagen, in Augenschein zu nehmen, »und Mutter verlangt deine Anwesenheit am Abendbrottisch.« Er gönnte Liam einen flüchtigen Blick. »Es gefällt ihr nicht, dass du dich bis in die frühen Morgenstunden herumtreibst.«

Liam ging einfach darüber hinweg. Seine Familie verstand nicht, dass er sich seine Soldatengeschicklichkeit erhalten musste, was nur möglich war, wenn er die verschiedensten Dinge sowohl bei Nacht als auch am Tag übte. Er stützte sich auf die Ellbogen und sah zu, wie Griffin die handgefertigte, reich verzierte lederne Felltasche in die Hand nahm, die er bei einem Schmied in der Nähe von Loch Ard erstanden hatte. »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das wieder hinlegen würdest«, sagte er, als sein Bruder in die Tasche spähte.

Mit leisem Lachen gehorchte sein Bruder und warf die Tasche zurück auf den Schreibtisch. Er wandte sich einem Streifen karierten Stoffs zu, den Liam über eine Stuhllehne gehängt hatte, rieb einen Zipfel des Stoffs zwischen den Fingern, prüfte sein Gewicht. Griffin – der nie viel von Tradition gehalten hatte – trug enganliegende schwarze Hosen, eine dunkelbraune Jacke aus feinstem Stoff und eine blassgoldene Weste, blau gestreift in wunderschönen Tönen, die Liam an eine Schar Pfauhähne erinnerten – besonders an die fetten, überfütterten, die in den Gärten des Familienbesitzes Talla Dileas umherstreiften.

»Handgewebt von der alten Witwe MacDuff«, erklärte Liam.

»Aber natürlich, denn wer außer der alten Dame MacDuff webt so etwas noch?«, fragte Griffin, ließ den Stoffzipfel fallen und wandte sich Liam zu. Er verschränkte die Arme vor der Brust, kreuzte die Beine und streifte mit einem Blick den nackten Oberkörper seines Bruders. »Sag mal, hat man dir in der Armee beigebracht, nackt zu schlafen?«

»Nein«, antwortete Liam und schwang die Beine über die Bettkante. »Nackt zu schlafen, das habe ich in den Boudoirs der Damen gelernt.«

Griffin lachte, und sein Lachen war so strahlend und einladend wie das seiner Schwester Mared. Gähnend musterte Liam seinen jüngeren Bruder. Sein Körperbau glich Liams – groß, muskulös, dunkelbraunes Haar und Augen, so grün wie Heidekraut –, aber er war nicht ganz so kräftig wie Liam, war schlanker, aristokratischer gebaut als dieser, der stolz war auf sein kriegerisches Aussehen. Und Griffin war, zugegeben, ein sehr gutaussehender Mann, Liam dagegen … nun, eher unansehnlich.

Immer noch lachend ging Griffin zu der Tür aus alten Holzplanken.

»Ich lasse Douglas wissen, dass du gleichkommst«, sagte er. »Und ich sage deiner Frau Mutter, dass du versprochen hast, am Abendessen teilzunehmen.« Er zog den Kopf ein und duckte sich unter der Tür zu dem höhlenartigen Turmzimmer hindurch, in dem die Lairds of Lockhart jahrzehntelang geschlafen hatten, bis einer kam und ein Herrenhaus anbaute.

Liam stand auf, ließ das Laken von seinem nackten Körper gleiten, reckte die Arme hoch über den Kopf und trat an den schmalen Fensterschlitz mit Ausblick auf den alten Burghof.

Der Mann, den er dort unten entdeckte, war Payton Douglas, der gegen seinen eigenen Schatten focht. Liam verdrehte die Augen. In der Umgebung von Loch Chon lebte nicht ein einziger Schotte, der nicht von sich glaubte, er hätte das Zeug zum Soldaten. Doch der Wunsch allein reichte nicht. Dazu benötigte man Kraft und Witz und Mut. Er musste es wissen – schließlich hatte er sich in den letzten zehn Jahren durch alle Ränge des Highland-Regiments hochgearbeitet, hatte den ehrbaren Rang eines Captains erreicht und nicht nur einen, sondern vier Orden für Heldentaten in den Halbinselkriegen und bei Waterloo errungen. Ja, er kannte das Soldatentum, und seiner Meinung nach gab es nicht allzu viele Männer, die charakterlich dafür geeignet waren.

Und genau das wollte er Payton Douglas vor Augen führen.

Es war kein Geheimnis in der Gegend von Loch Chon, dass die Familien der Douglas’ und der Lockharts einander nicht grün waren; es war ein gegenseitiges Misstrauen, das schon seit Jahrhunderten bestand. Was genau zwischen den Familien vorgefallen war, wusste Liam nicht. Er wusste nur, dass Payton ein Douglas war. Trotzdem konnte er nicht anders, als ihn zu bewundern – er war ein tüchtiger Mann, es ging ihm gut trotz der schweren Zeiten, doch er war nun auch wieder nicht so bewunderungswürdig, dass Liam ihm gegenüber Milde walten lassen würde.

Aye, er würde sich mal ansehen, was Douglas unter der vornehmen Jacke, die er trug, zu bieten hatte. Mit einem leisen vergnügten Lachen löste Liam sich vom Fenster, ging zu dem Stuhl, über dessen Lehne sein Plaid hing, und begann, sich anzukleiden.

Während er auf Liam wartete (welcher erwachsene Mann konnte so weit in den Tag hinein schlafen?), vergnügte Payton sich damit, gegen seinen eigenen Schatten an der Mauer des alten Burghofs zu kämpfen. Er hatte nicht die geringste Ahnung von der Kampftechnik, da er nie den Luxus von Fechtstunden genossen hatte. Doch er hatte ein paar Duelle gesehen und war einigermaßen überzeugt davon, dass es nicht allzu schwierig sein konnte. Er stieß vor, zog sich zurück und stieß erneut vor, immer an der massiven Steinmauer entlang. Aber schon bald langweilte ihn das Spielchen, und er fand mehr Spaß daran, sich vorzustellen, dass er von allen Seiten von Lockharts angegriffen wurde. Er wirbelte herum, stieß sein Schwert in die Luft, wirbelte noch einmal herum, schickte sich an, vorzupreschen, taumelte jedoch mit einem leisen Schreckensschrei zurück gegen die Mauer und ließ sein stumpfes Schwert fallen.

»Herr im Himmel, Mared, du hast mir einen Heidenschrecken eingejagt!«, rief er hitzig aus und rang nach Luft.

Liams jüngere Schwester war wie aus dem Nichts plötzlich aufgetaucht und zuckte gleichmütig die Achseln, warf sich ihren langen Zopf über die Schulter und rückte den schweren Korb zurecht, den sie auf die Hüfte gestützt hielt. »Sie sollten achtgeben, auf wen Sie das Ding richten.«

Oh, welch guter Rat. Payton stemmte die Hände in die Hüften und blickte böse auf Mared herab. Als ob das etwas nützte – sie schien es kaum zu bemerken. Diese Göre war wohl die Schlimmste von allen verdammten Lockharts, was für sich genommen schon bemerkenswert war, denn die Lockharts waren weiß Gott die schlimmste Ansammlung von menschlichen Wesen, die er kannte.

Mareds dunkelgrüne Augen richteten sich auf das Schwert, das am Boden lag. »Man zuckt schon unwillkürlich zusammen, wenn ein Mann von einer Mauer besiegt wird, nicht wahr?«, sagte sie gedehnt.

»Oh, aye«, sie war eine Schlimme, konnte einen Mann zur Weißglut bringen, und Payton wünschte inbrünstig, sie wäre nicht so verdammt schön. Doch in diesem smaragdgrünen Gewand, das zur Farbe ihrer Augen passte, konnte sie, schlicht gesagt, einen Mann verhexen. Die Betonung dabei lag natürlich auf dem Wort Hexe. Er bückte sich, hob sein Schwert auf und säuberte den Knauf von Schmutz. »Du hast eine verflixt spitze Zunge, Mared«, sagte er und hob den Blick vom Schwertknauf, »aber verdammt will ich sein, wenn du nicht schön bist wie ein klarer Sommertag.«

Mared schnaubte durch die Nase und verdrehte die Augen. »Ihre Schmeicheleien führen zu nichts, Douglas.«

»Soll Schönheit denn nicht bewundert werden?«

Mared kniff die Augen zusammen; sie griff in den großen Korb, den sie trug, nahm eine Brombeere heraus und warf sie sich in den Mund. »Sie halten mich offenbar für ein Spatzenhirn«, sagte sie und kaute gleichmütig auf der Beere. »Sie bewundern nicht die Schönheit, Sie haben nur Augen für Landbesitz, das ist alles.« Sie gönnte sich eine weitere Beere. »Und Sie fragen nach Lockhart-Land, als wäre es unfruchtbar.«

Aha! Also hatte sie davon gehört, dass er sich erkundigt hatte, wie viel Morgen Land der Lockharts für Vieh genutzt wurde. Diese Erkundigungen hatte er sehr diskret in Aberfoyle eingeholt. Er hatte keine Ahnung, woher sie davon wusste, doch er würde ein Monatseinkommen darauf verwetten, dass es irgendwie mit ihren bemerkenswerten grünen Augen zu tun hatte. »Ach, du naives Mädchen«, sagte er mit einer abschließenden Handbewegung. »Du verwechselst die Wertschätzung eines Mannes mit deinem närrischen Stolz.«

»Närrischen Stolz?« Sie knurrte, was sie davon hielt, und aß noch eine Beere. »Und Sie verwechseln Ehrgeiz mit einer jahrhundertealten Geschichte, Douglas.«

Jetzt war es an Payton, verächtlich zu schnauben, und er wies mit der Schwertspitze auf den Boden, dorthin, wo ihre abgestoßenen Lederschuhe unter ihrem Kleid hervorlugten. »Närrisch und starrsinnig bist du, Mared Lockhart. Willst du etwa abstreiten, dass das Land der Douglas und der Lockhart, wenn es vereint wäre, mehr einbringen würde?«

»Diah, Sie haben wohl den Verstand verloren! Warum sollte sich ein Lockhart je mit einem Douglas zusammentun?«

»Damit er … oder sie, sofern dieser unwahrscheinliche Fall überhaupt eintreten kann, die Erträge des Landes verdoppeln kann, indem er oder sie der Schafzucht mehr Platz einräumt. Deshalb.«

Mared stand reglos da. Blinzelte. »Ich glaube, Sie haben tatsächlich den Verstand verloren!«, rief sie und brach urplötzlich in Lachen aus. »Wirklich, Douglas, glauben Sie tatsächlich, wir würden unsere Rinder gegen Schafe eintauschen?«

Payton sah sie finster an. Ob sie nun schön war oder nicht, auf jeden Fall war sie genauso dickköpfig wie alle Lockharts, die er kannte. »Ach, ihr Lockharts seid ein dummer Haufen! Ihr wollt die Wahrheit nicht sehen, wollt nicht zugeben, dass ihr in Schulden ertrinkt und dass euer Vieh nicht das einbringt, was ihr zum Überleben benötigt! Schafe, Mared! Sie brauchen weniger Fläche und wandern übers Land, wogegen eure verdammten Kühe bis zum Mittsommer schon alles, was an Gras vorhanden ist, aufgefressen haben. Und in der Umgebung von Loch Chon weiß jeder, dass euch ohne das Geld eurer Pächter das Wasser bis zum Halse steht.«

Mareds Augen sprühten vor Wut. Sie rückte ihren Korb zurecht und drohte Liam mit einem schlanken Finger. »So reden Sie nicht mit mir, Douglas! Und niemals werden Sie Ihre schmutzigen Hände nach dem Land der Lockharts ausstrecken!«

»Mared, leannan, lass den armen Kerl in Ruhe!«

Mared und Payton drehten sich beide um, als Liam zielstrebig in den alten Burghof schritt. Sein Kilt schwang um seine Knie, ein schwerer Ledergürtel hielt das blütenweiße Hemd, dessen Saum er in den Bund gestopft hatte. Payton musste unwillkürlich lächeln – Liam Lockhart hielt unverbrüchlich an Tradition und Ehre fest und trug seinen schottischen Stolz wie einen Orden. Payton bewunderte seine Loyalität aufrichtig. Und er beneidete Liam um sein bisheriges Leben – mehr als einmal schon hatte Payton sich gewünscht, er wäre ausgezogen, um das Leben kennenzulernen, wie Liam es getan hatte, statt auf Befehl seines Vaters das College zu besuchen.

Liam blieb breitbeinig ein paar Schritte vor Payton und Mared stehen und zog sein Schwert aus der Scheide. Er hielt es, als hätte es kein Gewicht, mit gesenkter Spitze, und musterte Payton stumm. Nach einer Weile lächelte er Mared listig an. »Am besten ziehst du dich aus der Gefahrenzone zurück«, sagte er lässig. »Douglas wünscht sich eine kleine Lektion im Schwertkampf. Habe ich recht, Douglas?«

»Wenn du Lust hast«, antwortete Payton liebenswürdig.

»Ach«, brummte Mared, »welch ein Unsinn.« Doch sie tat, wie Liam ihr geraten hatte, und ging zu einer zerfallenden alten Bank an der Mauer. Zu Paytons Missbehagen stellte sie den Korb zur Seite und setzte sich, als hätte sie die Absicht, dem Unterricht zuzusehen.

»Du willst also eine Lektion«, sagte Liam noch einmal, hob langsam die Schwertspitze an und lenkte Payton von Mared ab.

»Aye.« Er nickte. »Ich habe mir sagen lassen, niemand führt die Waffe besser als Liam Lockhart.«

Liam schnaubte und hob das Schwert. »Stimmt, ich bin der Beste. Kein Mann hat sich je als besser erwiesen.« Er machte einen Schritt, dann noch einen, umkreiste Payton langsam, der still stehen blieb und dem Captain seinen Spaß ließ. Vor ihm blieb Liam stehen und berührte einen Knopf an Paytons Weste mit der Schwertspitze. »Hast du schon jemals mit dem Schwert gegen einen Mann gekämpft?«

»Nein.« Liam grinste. »Das dachte ich mir, denn sonst wüsstest du, dass du die Jacke ausziehen musst. Verschnürt wie eine Weihnachtsgans, kannst du nicht kämpfen.«

Payton lächelte dünn, legte seinen Mantel und sicherheitshalber auch noch die Weste ab und warf beides auf die Bank, auf der Mared saß. Sie lächelte frech, als ob sie hoffte zu sehen, wie er in Stücke gehauen wurde. Payton war nicht ganz sicher, ob dieser Wunsch ihr nicht vielleicht erfüllt wurde. Er wandte sich Liam zu. »Fangen wir an, ja?«

Ein breites Raubtierlächeln trat auf Liams Gesicht. »En garde«, sagte er leise und zog im selben Augenblick ein Bein zurück, verlagerte sein Gewicht auf dieses und beugte das andere.

Payton hob sein Schwert, imitierte Liams Haltung, doch Liam stöhnte, verdrehte die Augen und stieß mit seinem Schwert gegen Paytons. »Was soll das, Douglas? Stemm die Hand in die Hüfte und hebe dein Schwert… aye, so ist es richtig. Du wirst seitlich ausholen wollen oder mein Schwert herabzwingen wollen, verstehst du?«, fragte er und zeigte ihm, was er meinte. Payton nickte zustimmend und hörte genau zu, als Liam ihm erklärte, wie man im Angriff vorstößt, sich zurückzieht, wieder vorstößt und Kopf, Flanke und Brust bedroht. »Die Klinge geht dem Körper voran, sie sollte ihr Ziel treffen, bevor dein Fuß den Boden berührt. Verstehst du?«

»Aye«, knurrte Payton.

Sie übten das Vorstoßen mit gebeugten Knien und gingen zurück in die engarde-Position. Dann zeigte Liam ihm, wie man den Gegner abwehrt, wie man sich gegen einen Angriff verteidigt, den Wechselschritt, den Vorstoß zum Angriff, wieder den Wechselschritt. Seine Technik war nach Paytons Einschätzung erstaunlich anmutig für einen so großen Mann. Er selbst fühlte sich im Vergleich dazu dick und unbeholfen, nicht annähernd so graziös wie Liam.

»Aye, du hast das Gespür dafür«, sagte Liam und nickte nach einer Weile des Schattenfechtens längs der Mauer des alten Burghofs. »Dann lass mal sehen, wie du dich im Kampf bewährst«, sagte er und erschreckte Payton mit einem plötzlichen Vorstoß, nach dem seine Schwertspitze Paytons Gürtel berührte.

Er blickte zu Liam auf und lächelte schief. »Du willst mir doch nicht etwa die Unterhose ausziehen, oder?«

Liam lachte leise. »Hoch mit dem Schwert, Mann!«, warnte er Payton, stieß wieder vor und zerschnitt Paytons weiten Hemdärmel. Plötzlich gerieten sie in Bewegung, Payton wich unbeholfen zurück und versuchte verzweifelt, sich zu wehren, ohne zu stürzen. »Ach, hast du denn gar nichts gelernt? Ferse zu Zeh, Ferse zu Zeh!«, schrie Liam ihn an, doch unverhofft stieß Payton heftig gegen eine Wand und ließ sein Schwert fallen. Liam setzte die Schwertspitze an Paytons Hals. »Ts, ts«, machte er und schüttelte den Kopf. »Schade, das. Du bist mir ausgeliefert.«

Paytons Brustkorb hob und senkte sich. Er blinzelte, als sich das Sonnenlicht auf Liams Klinge brach, dachte an Mared, die zusah, wie er geschlagen wurde, glitt langsam an der Mauer herab in die Hocke und tastete nach seinem Schwert, während Liam ihn ruhig in Schach hielt. Payton nickte und atmete heftig. »Jetzt verstehe ich, warum man dich für den Besten hält, Lockhart.«

»Aye.« Liam grinste. »Du hast zu viel im Arm, nicht genug im Handgelenk«, sagte er. »Und du darfst nicht vergessen, den besten Winkel zum Zustoßen im Auge zu behalten.«

Das Schwert in der Hand, nickte Payton und stemmte sich langsam wieder hoch. »Nicht genug im Handgelenk«, wiederholte er. »So vielleicht?«, fragte er, und bevor Liam antworten konnte, stieß Payton vor und überrumpelte ihn wie durch ein Wunder. Er stieß noch einmal vor, Ferse zu Zehe, Ferse zu Zehe, hieb wild nach dem Kopf, der Brust und der Flanke und zwang Liam zum Zurückweichen.

Die beiden bewegten sich tänzelnd bis zur Mitte des alten Burghofs, so schnell, dass Payton nicht wusste, wie ihm geschah, aber er hatte immer noch die Oberhand, bestimmte das Spiel immer noch. In rascher Folge klang Stahl auf Stahl und zerriss die Morgenstille, so dass es an den Zähnen schmerzte. Liam war anscheinend in der Defensive, und Payton kämpfte verzweifelt, um ihn dort zu halten, stieß vor, immer und immer wieder, schlug sein Schwert zur Seite und drückte ihm den Arm gegen den Hals.

Statt wütend zu werden, lachte Liam. »Ah, du hast also doch das eine oder andere gelernt«, sagte er, stieß ihn unvermittelt mit einer geschmeidigen Bewegung und entwand sich seinem Griff, wirbelte herum und schlug Payton mit einem wuchtigen Schlag seines Schwerts vor die Brust zurück. Payton ging mit dumpfem Geräusch zu Boden, landete auf dem Rücken und bekam keine Luft mehr. Liam war im nächsten Moment über ihm, stellte einen Fuß auf seinen Unterleib und hielt ihm die Schwertspitze an die Kehle. Die freie Hand reckte er triumphierend in die Luft.

Einen kurzen Moment lang glaubte Payton, Liam würde ihn töten. Bis Liam den Kopf in den Nacken warf, lachte, ihm die Hand bot und ihm auf die Beine half.

Und irgendwo in einem Winkel seines Bewusstseins hörte Payton Mared enttäuscht ausrufen: »Ach, um Gottes willen!«

Carson Lockhart kam spät an diesem Nachmittag aus Aberfoyle nach Talla Dileas zurück, küsste seine Frau Aila auf den Mund und bedeutete seinem langjährigen Butler Dudley, ihm einen Schluck Whisky einzuschenken, damit er sich den Straßenstaub aus der Kehle spülen konnte.

Aila legte ihre Flickarbeit zur Seite, beobachtete ihren Mann und schätzte ihn still für sich ab. Sie war seit achtunddreißig Jahren mit dem Mann verheiratet und konnte ihn lesen wie ein Buch. Und seiner niedergeschlagenen Miene nach zu urteilen, hatte er in Aberfoyle nicht viel erreicht. Sie wartete, bis er es sich bequem gemacht, den ersten Whisky getrunken und den zweiten in der Hand hatte, bevor sie sprach. »Nun, Carson. Was für Nachrichten bringst du?«

Ihr Mann verzog das Gesicht bei der Frage und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch seinen dichten grauen Haarschopf. »Nicht viel Gutes«, gestand er. »Sie leihen uns mit Sicherheit keinen Farthing mehr, selbst wenn mein Leben davon abhinge.«

Diese Nachricht kam nicht unerwartet, doch sie hatten sich Besseres erhofft. Der alte Besitz der Lockharts war angesichts neuer landwirtschaftlicher Techniken und wachsender Industrie immer schwieriger zu erhalten, und die Familie war bei der Royal Bank of Scotland längst kein gerngesehener Kunde mehr. Als die Schulden wuchsen, waren sie zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht mehr so viele Pächter halten konnten. Die Familie war übereingekommen, die Kätner auszuzahlen, die seit Generationen das Land der Lockharts bewirtschafteten – sie würden einen fairen Preis zahlen und sie nicht, wie andere Lairds, aus ihren Häusern vertreiben. Es war eine edle Einstellung, doch genau diese Einstellung trieb die Familie heimlich, still und leise in den Bankrott.

Aila blickte versonnen aus dem dick verglasten Fenster in der Wand des Raumes, der früher der Rittersaal des alten Schlosses gewesen war. Sie fragte sich, ob ihre Familie sie wegen des Plans, an dem sie seit zwei Wochen schmiedete, auslachen würde. Es war ein ziemlich lächerlicher Plan, wie sie sich eingestehen musste, doch angesichts ihrer angespannten Finanzlage erschien er ihr zumindest einer Diskussion würdig. Sie mussten bald etwas unternehmen, damit sie Talla Dileas nicht verloren und sich den Tausenden von Highlandern anschließen mussten, die in Glasgow Arbeit suchten. Allein die Vorstellung ließ sie schaudern; sie glaubte, es würde Carson umbringen, wenn es dazu käme. Sie warf einen Blick auf ihren Mann, dessen Lider sich senkten, und ging zu dem großen Ohrensessel, in dem er sich niedergelassen hatte. Sie strich ihm mit der Hand über den Kopf, beugte sich zu ihm herab und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Schließ die Augen, Liebster«, flüsterte sie und nahm ihm das Whiskyglas aus der Hand. »Wir reden später darüber.«

Gemessen an ihrem früheren Lebensstandard konnte man die Mahlzeit kaum als Abendbrot bezeichnen.

Sie bestand aus Bannocks genannten Buchweizenfladen, einem ziemlich mageren Waldhuhn, einer Schüssel Brombeeren und Roggenmehlkuchen mit altem Obst. »Wir haben keine nennenswerten Lebensmittel, Mylady«, hatte Dudleys Frau, die Köchin, sich bei Aila beschwert. »Ich habe nichts außer Buchweizen.«

»Dann essen wir Bannocks«, hatte Aila scharf geantwortet. Sie war verzweifelt wegen der wachsenden Armut und hatte Liam in den Wald geschickt, um Wildbret zu besorgen. Die Brombeeren waren Mareds mühseligem Aufstieg auf den Din Footh zu verdanken, wo sie sie gepflückt hatte, der Roggenmehlkuchen angefaultem Obst. Das waren Speisen, mit denen sie bis zum Ersten des Monats, wenn die Pacht einging – so wenig auch geblieben war –, auskommen mussten.

Als die Familie sich an den Abendbrottisch setzte, unterließ man höflich Bemerkungen über das karge Mahl und nippte sparsam an den schwindenden Weinvorräten.

Aila blickte von einem zum anderen und bewunderte im Stillen ihre Kinder. Alle drei waren gebildet und weit gereist, etwas, was sie und Carson bewerkstelligt hatten, bevor die schlechten Zeiten kamen.

Da war Liam, groß und stark, der stolze Soldat. Er war Ailas unruhigstes Kind, derjenige, dem der Mangel an Aktivitäten in der Gegend von Loch Chon schon immer zu schaffen gemacht hatte. AJs Junge war er der Schwierigste gewesen, hatte sich so oft geprügelt, dass sein Gesicht auf immer davon gezeichnet war. Und jetzt diese zackige Narbe, die Erinnerung an eine Wunde, die er sich in der Schlacht bei Waterloo zugezogen hatte, so frisch noch, dass sie leuchtend rot war. Selbst jetzt noch, im Alter von fünfunddreißig Jahren, brachte Liams Rastlosigkeit, obwohl er erst seit einem Monat vom Kontinent zurück war, dass alte Haus durcheinander, er war in dieser kurzen Zeit schon in zwei Faustkämpfe geraten, hatte drei Männern das Fechten beigebracht und den widerstrebenden Griffin mindestens zwei Mal pro Woche tief in den Wald zur Jagd gezerrt, um seine Soldatentricks frisch zu erhalten, wie er sagte.

Dann folgte Griffin, ihr mittleres Kind, der, wie Ailas Vater, dem er so sehr ähnelte, in seinen feinen Anzügen so gut aussah und sich bedeutend mehr für gesellschaftliche Ereignisse interessierte als fürs Jagen und Kämpfen. Im Gegensatz zu Liam strebte Griffin die Reichtümer des Lebens an und war ehrgeizig, wünschte sich einen Stand in der Gesellschaft, den die Familie, wie Aila fürchtete, nie erreichen würde. Doch es war Griffin, der sie zum Nachdenken, zur Vorausschau anhielt; er drängte seinen Vater unablässig, neue riskante Unternehmungen in Betracht zu ziehen, die den Besitz ertragreicher machen konnten. Angesichts der derzeitigen Situation konnte Aila nichts gegen seinen Standpunkt vorbringen. Carson dagegen konnte es und tat es auch. Gott segne ihn, doch ihr Mann hatte sich mit dem Herkömmlichen bequem eingerichtet und war nicht bereit, sich der neuen Zeit anzupassen.

Und dann war da Mared, ihre geliebte, schöne Mared, gezeichnet von einem lächerlichen uralten Fluch, der besagte, dass sie niemals heiraten würde, wenn sie nicht dem Teufel persönlich ins Angesicht sah. Mared glaubte nicht recht an solchen Unsinn – der Rest der Familie ganz sicher auch nicht –, doch viele Einheimische in der Gegend von Loch Chon nahmen den Fluch für bare Münze. Sie betrachteten Mared als eine Art Kuriosum, flüsterten hinter vorgehaltener Hand über sie. Vor langer Zeit, als Mared noch ein kleines Mädchen war, hatte sie alle Hoffnung aufgegeben, den scheußlichen Fluch je überwinden zu können, und sie lebte so, wie sie es wollte, in der Überzeugung, dass sie nichts zu verlieren hatte, aber, traurig genug, genauso überzeugt, dass sie nichts zu gewinnen hatte.

Für die vier Menschen hier am Tisch hätte Aila ganz sicher alles getan. Wirklich alles. Sie würde sogar das Gesetz übertreten, denn sie war sicher, dass die Engländer ihren Plan als Gesetzesbruch betrachten würden, obwohl sie im Recht war.

Liam verschlang zufrieden seine Mahlzeit, ungeachtet der Einförmigkeit, und erfreute die anderen mit Geschichten von der Lektion im Schwertkampf, die er Payton Douglas gegeben hatte. »Er hat sich tapfer geschlagen, das muss ich ihm lassen«, sagte er. »Mit ein bisschen guter Anleitung würde noch ein brauchbarer Soldat aus ihm, wirklich.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783968981673
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (April)
Schlagworte
Historischer Liebesroman Historische Romanze Regentschaftszeit Bridgerton Regency-Roman Familiensaga Viktorianische Historische Romanze Sabrina Jeffries Julia Quinn Neuerscheinung eBooks
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Titel: Regency Passion