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Regency Angels - Die verlockende Betrügerin

Roman: Band 3 | Regency-Romantik pur: Ein aufregender Liebesroman im England des 18. Jahrhunderts

©2022 598 Seiten
Reihe: Regency Angels, Band 3

Zusammenfassung

Zwischen Anstand und Leidenschaft: Der historische Liebesroman »Regency Angels – Die verlockende Betrügerin« von Jane Feather jetzt als eBook bei venusbooks.

England im 18. Jahrhundert: Gerade noch war die junge Juliana eine frisch verheiratete Braut – nun wird sie nach dem tragischen Tod ihres Mannes zu Unrecht als Mörderin gesucht! Zuflucht findet sie bei dem mysteriösen Duke of Redmayne, der ihr ein skandalöses Angebot macht: Sie soll ihm helfen, seinen vermögenden, aber herzlosen Cousin um sein beträchtliches Erbe zu erleichtern. Doch ist Juliana für den gutaussehenden Duke wirklich nur Mittel zum Zweck? … Seine dunklen, glühenden Blicke scheinen eine ganz andere Sprache zu sprechen …

»Jane Feather ist eine begnadete Schriftstellerin – einzigartig und wunderbar.« Daily News

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der prickelnde Liebesroman »Regency Angels – Die verlockende Betrügerin« von New-York-Times-Bestsellerautorin Jane Feather ist Band 3 ihrer romantischen Trilogie »Regency Angels«, deren Bände unabhängig voneinander gelesen werden können – ein Vergnügen für alle Fans von Julia Quinns »Bridgerton«. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

England im 18. Jahrhundert: Gerade noch war die junge Juliana eine frisch verheiratete Braut – nun wird sie nach dem tragischen Tod ihres Mannes zu Unrecht als Mörderin gesucht! Zuflucht findet sie bei dem mysteriösen Duke of Redmayne, der ihr ein skandalöses Angebot macht: Sie soll ihm helfen, seinen vermögenden, aber herzlosen Cousin um sein beträchtliches Erbe zu erleichtern. Doch ist Juliana für den gutaussehenden Duke wirklich nur Mittel zum Zweck? … Seine dunklen, glühenden Blicke scheinen eine ganz andere Sprache zu sprechen …

»Jane Feather ist eine begnadete Schriftstellerin – einzigartig und wunderbar.« Daily News

Über die Autorin:

Jane Feather ist in Kairo geboren, wuchs in Südengland auf und lebt derzeit mit ihrer Familie in Washington D.C. Sie studierte angewandte Sozialkunde und war als Psychologin tätig, bevor sie ihrer Leidenschaft für Bücher nachgab und zu schreiben begann. Ihre Bestseller verkaufen sich weltweit in Millionenhöhe.

Bei venusbooks erscheinen als weitere Bände der Reihe »Regency Angels«:

»Die unwiderstehliche Spionin – Band 1«

»Die verführerische Diebin – Band 2«

Außerdem ihre Reihe »Love Charms« mit den Bänden:

»Die gestohlene Braut – Band 1«

»Die geliebte Feindin – Band 2«

»Die falsche Lady – Band 3«

In der Reihe »Regency Nobles« erschienen:

»Das Geheimnis des Earls – Band 1«

»Das Begehren des Lords – Band 2«

»Der Kuss des Lords – Band 3«

Außerdem erscheinen in der Reihe »Die Ladys vom Cavendish Square«:

»Das Verlangen des Viscounts – Band 1«

»Die Leidenschaft des Prinzen – Band 2«

»Das Begehren des Spions – Band 3«

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eBook-Neuausgabe Juni 2022

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1996 unter dem Originaltitel »Vice« bei Bantam Books, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1998 unter dem Titel »Wilde Chrysanteme« im Goldmann Verlag.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1996 by Jane Feather

Published by Arrangement with Shelagh Jane Feather

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1998 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2022 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (mm)

ISBN 978-3-96898-184-0

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@venusbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

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Jane Feather

Regency Angels –
Die verlockende Betrügerin

Roman

venusbooks

Prolog

London, im Jahre 1750

»Ich bedaure sehr, Euer Gnaden, aber ich habe im Moment kein solches Mädchen.«

»Das hatte ich auch nicht erwartet, Madam. Aber ich darf wohl annehmen, daß Sie eines beschaffen können.« Tarquin, Dritter Herzog von Redmayne, beugte sich in seinem Sessel vor, um genüßlich den Duft einer Rose in einer tiefen Schale auf dem Tischchen neben ihm einzuatmen.

»Es dürfte etwas schwierig werden, einen solch speziellen Wunsch zu erfüllen«, erwiderte Mrs. Dennison sinnierend, während sie sich mit ihrem bemalten Fächer Kühlung verschaffte.

Ein Lächeln huschte über das schmale Antlitz des Herzogs. »Sie und Mr. Dennison werden feststellen, daß das Honorar Ihre Anstrengungen mehr als aufwiegen wird, Elizabeth.«

Seine Gastgeberin blickte ihn über den Rand ihres Fächers hinweg an, und ihre Augen blitzten. »Nicht doch, Herzog. Sie wissen, wie sehr ich es hasse, über Geschäftliches zu diskutieren ... es ist so vulgär.

»Sehr vulgär, in der Tat«, stimmte er liebenswürdig zu. »Übrigens bestehe ich darauf, daß es sich um ein Original handelt, Madam. Ich habe kein Interesse an vorgetäuschter Jungfräulichkeit, ganz gleich, wie frisch und unschuldig die Person auf den ersten Blick auch erscheinen mag.«

Elizabeth Dennisons Miene verriet, wie gekränkt sie war. »Wie können Sie auch nur im entferntesten annehmen, daß ich solche Praktiken pflege, Mylord?«

Das Lächeln des Herzogs wurde noch breiter, doch er schüttelte leicht den Kopf und entnahm der tiefen Tasche seines Samtüberrocks eine Schnupftabakdose aus Lapislazuli. Für einen Moment herrschte Schweigen in dem sonnigen Salon, während er gemächlich eine Prise Tabak schnupfte, die Dose zuklappte und sie dann wieder an ihren Platz schob, bevor er sich die Nase mit einem spitzengesäumten Tüchlein putzte.

»Darf ich fragen, ob das Mädchen für Ihre eigenen Zwecke bestimmt ist, Euer Gnaden?« erkundigte sich Mrs. Dennison eine Spur zögernd. Bei dem Herzog von Redmayne konnte man nie ganz sicher sein, wo er die Grenze zwischen zulässigen Erkundigungen und Unverschämtheit zog.

»Gehen Sie davon aus, daß sie ausschließlich mir persönlich entsprechen soll, wenn Sie sich auf die Suche machen.« Der Herzog erhob sich von seinem Sessel. »Auf diese Weise gewinnen wir die Gewißheit, daß sie den anspruchsvollsten Maßstäben gerecht wird.«

»Ohne Zweifel werden Sie feststellen, daß alle unsere jungen Damen den höchsten Ansprüchen genügen, Sir.« In ihrer Stimme schwang eine Andeutung von Tadel mit, als sich Mistress Dennison mit einem Rascheln von Seide zu ihrem eindrucksvollen Umfang erhob. »Mein Mann und ich können mit Fug und Recht stolz auf das Niveau unseres Hauses sein.« Sie zog an der Klingelschnur.

»Hätte ich etwas anderes geglaubt, Elizabeth, hätte ich mich wohl kaum an Sie um Hilfe gewandt«, erwiderte der Herzog beschwichtigend, während er seine Handschuhe und den Spazierstock von dem Konsolentischchen nahm.

Mistress Dennisons Miene glättete sich wieder. »Ich werde unverzüglich damit beginnen, Erkundigungen einzuziehen, Euer Gnaden.«

»Halten Sie mich bitte über Ihre Fortschritte auf dem laufenden. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Madam.« Ihr Besucher verbeugte sich galant, doch in seinen grauen Augen unter den schweren Lidern war ein Glitzern, das seiner Gastgeberin, die in einen tiefen Knicks vor ihm versank, leichtes Unbehagen verursachte. Andererseits war dieses Unbehagen ein durchaus vertrautes Gefühl, wenn man mit dem Herzog von Redmayne direkt zu tun hatte, und sie war nicht die einzige, die so empfand.

In einem energischen Versuch, Selbstsicherheit vorzutäuschen, wandte sie sich zu dem Lakaien um, der auf ihr Klingeln hin erschienen war, und erklärte mit betont fester Stimme: »Seine Gnaden möchte gehen.«

»Meine Empfehlung an Ihren Gatten, Madam ...«, murmelte der Herzog unter einer erneuten Verbeugung. Er folgte dem Diener aus dem Salon in die Halle. In dem von hellem Morgensonnenschein durchfluteten Haus herrschte eine eigenartige Stille, während die Dienstmädchen ihre täglichen Pflichten verrichteten, als wären sie ängstlich darauf bedacht, nicht die Schlafenden im oberen Stockwerk zu wecken – jene, die bei Nacht ihrer Arbeit nachgingen und bei Tageslicht ihre wohlverdiente Ruhe genossen.

Das verbindliche Lächeln entschwand abrupt aus Mistress Dennisons Gesicht, nachdem sich die Tür hinter ihrem Besucher geschlossen hatte. Den Auftrag des Herzogs zu seiner Zufriedenheit auszuführen, würde mit einigen Komplikationen verbunden sein. Ein Frauenzimmer zu finden, das noch im Besitz ihrer Jungfräulichkeit war und sich dazu zwingen ließe, dem Diktat des Herzogs zu gehorchen, dürfte nicht einfach sein.

Jungfrauen waren leicht zu finden, das bedeutete keine Schwierigkeit ... unschuldige Mädchen vom Lande, die ohne Freunde oder Verwandte in die Großstadt kamen, gab es zu Hunderten. Aber eine, die einen triftigen Grund haben würde, den Bedingungen des Herzogs zuzustimmen ...

Und es handelte sich nicht etwa um Forderungen, wie sie bei dieser Art von Vertrag üblich waren, wie der Herzog mehrfach ausdrücklich betont hatte. Er wollte keine gewöhnliche Hure, denn er hatte eine höchst ungewöhnliche Verwendung für sie. Worin dieses Vorhaben bestand, darüber ließ er jedoch kein Sterbenswörtchen fallen.

Elizabeth Dennison zuckte ihre molligen, elfenbeinweißen Schultern. Sie würde Richard die Sachlage schildern, denn bei ihrem Ehemann und Geschäftspartner konnte man sich darauf verlassen, daß er sich schon einen Aktionsplan ausdenken würde. Es war nicht ratsam, einem so wohlhabenden und einflußreichen Kunden wie Tarquin, Herzog von Redmayne, eine Bitte abzuschlagen.

Kapitel 1

Juliana war kurz davor zu ersticken. Ihr Ehemann unternahm jedoch keinen Versuch, um sie vor der enormen Last seines Gewichts zu schützen, als er sich – krebsrot im Gesicht und mit glasigen Augen von dem reichlichen Alkoholgenuß während der Hochzeitsfeierlichkeiten – schnaufend und keuchend auf ihr bewegte. Sie hatte sich durchaus damit abgefunden, diesen Vollzug der Ehe über sich ergehen zu lassen; tatsächlich war sie Sir John trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner Leibesfülle sogar aufrichtig zugetan – aber allmählich dämmerte ihr, daß sie, wenn sie ihn nicht irgendwie auf ihre Zwangslage aufmerksam machte, in Kürze ihren Geist unter ihm aufgeben würde.

Ihre Nase wurde gegen seine massige Brust gequetscht, und ihre Kehle schnürte sich mehr und mehr zu. In ihrer Benommenheit konnte sie nicht mehr klar genug denken, um herauszufinden, was mit dem Rest ihres Körpers geschah; doch nach Johns Flüchen und hilflosen Anstrengungen zu urteilen, kam die Sache offenbar nicht so recht voran. Schwarze Flecken begannen vor ihren Augen zu tanzen, das Zimmer drehte sich schwindelerregend um sie, und ihre Brust hob sich in einem verzweifelten Versuch, Luft zum Atmen zu ergattern.

Von plötzlicher Panik erfaßt, schlug Juliana wild mit den Armen zu beiden Seiten ihres eingeklemmten Körpers um sich, und dabei berührte ihre linke Hand zufällig den glatten Messinggriff des Bettwärmers.

In instinktiver Selbstverteidigung packte sie den Gegenstand, schwang ihn hoch und schlug ihrem Ehemann damit auf die Schulter. Es war bei weitem kein harter Schlag, und er diente auch lediglich dem Zweck, Sir John wieder zur Vernunft zu bringen, doch bedauerlicherweise schien er genau den gegenteiligen Effekt zu erzielen.

Sir Johns glasige Augen weiteten sich erschrocken, als er sekundenlang auf die Wand hinter Julianas Kopf starrte, sein Kiefer sank schlaff herab, dann kam ein seltsamer kleiner Seufzer über seine Lippen, der dem Entweichen von Luft aus einem geplatzten Ballon ähnelte, und im nächsten Moment brach er reglos über ihr zusammen.

Wenn er ihr vorher schon unerträglich schwer vorgekommen war, so lastete das Gewicht seines Körpers jetzt wie ein Felsbrocken auf ihr und preßte sie tief in die Matratze hinunter. Juliana schob und zerrte und stieß mit aller Kraft, während sie wiederholt seinen Namen rief in dem vergeblichen Versuch, ihn aufzuwecken.

Die beginnende Panik, die sie wenige Minuten zuvor empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu der ohnmächtigen Angst, die jetzt in ihr emporstieg. Ihre Hilferufe wurden von Johns Körper gedämpft und verloren sich endgültig an den dicken, reich bestickten Bettvorhängen aus Brokat. Es war ausgeschlossen, daß jemand sie hinter der fest verriegelten, massiven Eichentür hören konnte. Der Haushalt schlief bereits, und George war nach seiner dritten Flasche Portwein sinnlos betrunken auf der Couch in der Bibliothek zusammengebrochen. Nicht, daß sie es hätte ertragen können, in dieser höchst peinlichen Situation von ihrem verabscheuungswürdigen Stiefsohn aufgefunden zu werden.

Juliana, deren ganzer Körper vor Anstrengung in Schweiß gebadet war, wand sich wie ein Aal hin und her, bis es ihr gelang, die Knie anzuziehen und genügend Spielraum zu gewinnen, um ihre Beine zu befreien. Dann grub sie ihre Fersen in die Matratze, während sie sich gleichzeitig mit Armen und Schultern gegen den schlaffen Körper stemmte, der sie blockierte, und schließlich gelang es ihr, John gerade weit genug zur Seite zu rollen, daß sie sich unter ihm hervorwinden konnte, bevor er wieder zurückplumpste.

Langsam kämpfte sich Juliana in eine sitzende Position und blickte auf ihn hinunter, eine Hand auf den Mund gepreßt, ihre Augen riesengroß vor Bestürzung. Sie beugte sich über ihn.

»John?« Zögernd berührte sie seine Schulter und schüttelte ihn leicht. »John?«

Er gab keinen Laut von sich, und sein Gesicht war in den Kissen vergraben. Sie drehte vorsichtig seinen Kopf herum. Seine starren Augen blickten leblos zu ihr auf.

»Allmächtiger Gott, hab Erbarmen!« flüsterte Juliana entsetzt, als sie langsam vor dem Toten zurückwich. Sie hatte ihren Ehemann umgebracht!

Benommen und ungläubig stand sie neben dem Bett, während sie auf die nächtlichen Geräusche des Hauses horchte: das Ticken der großen Standuhr, das gelegentliche Ächzen und Knarren der Dielenbretter, das Rauschen des Windes, der an offenen Fensterflügeln rüttelte. Von menschlichem Treiben war nichts zu hören.

Großer Gott, das hatte sie nur wieder mal ihrer namenlosen Unbedachtsamkeit zu verdanken! Warum mißlang ihr bloß immer alles, was sie anfing? Warum nur?

Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als jemanden im Haus zu wecken. Aber was würden sie bei Johns Anblick sagen? Der runde Abdruck des Bettwärmers zeichnete sich deutlich auf dem Rücken des Toten ab. Sie mußte ihn wesentlich härter getroffen haben, als es ihre Absicht gewesen war. Aber das paßte wieder einmal zu ihrem impulsiven, schusseligen Naturell – sie war und blieb eben ein Pechvogel!

Zitternd vor Entsetzen, berührte sie den Bettwärmer und bemerkte, daß er noch immer sehr heiß war. Sie hatte ihren Ehemann mit einem glühenden Gegenstand getroffen und ihn getötet!

George würde keine Zeit verschwenden, wenn er davon erfuhr. Sie könnte sich jegliche noch so logische Erklärung sparen. Er würde sie öffentlich der Habgier beschuldigen, so wie er es bereits an jenem Morgen bei ihrem Gespräch unter vier Augen getan hatte; seine Behauptung lautete, sie hätte einen Mann, der alt genug war, ihr Großvater zu sein, nur seines Geldes wegen geheiratet. Sicherlich klagte er sie an, die Zuneigung und blinde Vernarrtheit seines Vaters schamlos ausgenutzt und dann kaltblütig seinen Tod arrangiert zu haben, um frei über das beträchtliche Erbe verfügen zu können, das ihr laut den Klauseln des Ehevertrages nach dem Ableben ihres Mannes zustand – eine Erbschaft, die Georges Ansicht nach ausschließlich ihm zustand.

Eine Frau, die ihren Ehemann ermordet hatte, galt als üble, heimtückische Verräterin. Genauso wie ein Bediensteter, der seinen Herrn umbrachte. Wenn sie des Mordes für schuldig befunden wurde, landete sie zur Strafe auf dem Scheiterhaufen.

Juliana wich noch einen Schritt weiter vom Bett zurück, schob hastig die schweren Bettvorhänge zur Seite und eilte ans Fenster, wo sie eine Weile stand und in tiefen Zügen die warme Nachtluft einatmete, in die sich eine erfrischende Brise Seeluft vom Soient mischte. Sie werden mich als Verbrecherin verbrennen.

Einmal war sie Zeugin dieses grauenhaften Spektakels gewesen, draußen auf dem Platz vor dem Gefängnis von Winchester. Mistress Goadsby war des Mordes an ihrem Ehemann für schuldig befunden worden, als er einen Treppensturz nicht überlebte. Vor Gericht hatte sie erklärt, er sei betrunken gewesen und habe sie geschlagen, und dabei sei er gestolpert und auf die Stufen geprallt. Die Blutergüsse und Schwellungen waren noch deutlich auf ihrem Gesicht erkennbar gewesen, als sie auf der Anklagebank gesessen hatte. Dennoch hatten sie sie an den Pfahl gebunden, sie gehenkt und ihre Leiche dann in Brand gesteckt.

Juliana war damals kaum mehr als ein Kind gewesen, aber die schreckliche Szene hatte sie noch jahrelang verfolgt ... zusammen mit dem Geruch brennenden Fleisches. Übelkeit befiel sie jetzt bei der Erinnerung, und sie rannte zum Bett zurück, zog den Nachttopf hervor und erbrach sich heftig darein.

Vielleicht würden die Richter glauben, daß John eines natürlichen Todes gestorben war, hervorgerufen durch die starke körperliche Anstrengung ... andererseits war da dieser unverkennbare Abdruck auf seinem Rücken. Ein Abdruck, den er sich unmöglich selbst beigebracht haben konnte.

Und George würde ihn sehen. Eine Stiefmutter, die wegen Mordes an ihrem Ehemann verurteilt wurde, ging all ihrer Rechte verlustig. Der Ehevertrag würde annulliert werden, und Sir Johns Sohn könnte endlich triumphieren.

Juliana hätte nicht sagen können, wie lange sie dort über den Nachttopf gebeugt auf dem Fußboden saß, doch nach und nach trocknete der Schweiß auf ihrer Stirn, und sie war wieder fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Sie mußte fort von hier. Es gab niemanden, der für ihre Unschuld eintreten würde ... niemanden, der trotz der offenkundigen Fakten ein gutes Wort für sie einlegte. Ihr Vormund hatte den Ehevertrag ausgehandelt, wobei er natürlich in erster Linie den eigenen Profit im Auge behielt. Danach hatte er nichts mehr zu tun haben wollen mit der Nichte, die lediglich eine lästige Bürde für ihn gewesen war seit jenem Augenblick, als man die junge Waise in seine Obhut gegeben hatte. Es gab keinen Menschen auf der Welt, der auch nur ein entferntes Interesse an ihr hegte.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2022
ISBN (eBook)
9783968981840
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Juli)
Schlagworte
Historischer Liebesroman Nackenbeißer Bridgerton Regency-Saga Historische Erotik Regency-Roman Lisa Kleypas Julia Quinn Neuerscheinung eBooks
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Titel: Regency Angels - Die verlockende Betrügerin